Wilfried Heller (Hrsg.)
Verschwundene Orte – Zwangsaussiedlungen, Neuansiedlungen und verschwundene Orte in ehemals deutschen Siedlungsgebieten Ostmitteleuropas
Mit Beiträgen von David Kovařík, Sandra Kreisslová, Wolf-Dieter Hamperl, Franz Worschech, Krystian Heffner/Agniezka Latochka, Dawid Smolorz, Ulrich Mai und Yuri Kostyashov.
Jetzt in stark erweiterter 2. Auflage mit Beträgen über Schlesien und das nördliche Ostpreußen (Königsberger Gebiet).
Taschenbuch im Format A 5 (21 x 14,7 cm), 168 Seiten, mit 64 Abbildungen davon sechs Karten.
ISBN: 978-3-945127-230
14,80 €
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Das Verschwinden ganzer Dörfer ist keine Seltenheit. Im späten Mittelalter verschwanden in Europa viele ländliche Siedlungen infolge einer Klimaverschlechterung von der Landkarte, und im 20. Jahrhundert wurden manche Dörfer in den Alpen aufgegeben, weil die Almwirtschaft unrentabel geworden war. Auch der Tagebau sowie die Anlage von Truppenübungsplätzen und Stauseen haben bis in die Gegenwart den Untergang von Dörfern zu Folge gehabt.
Zu einem massenhaften Phänomen wurden verschwundene Orte mit der Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Im heute zu Russland gehörenden Königsberger Gebiet geht die Zahl der verschwundenen Ortschaften in die Hunderte, und tschechischen Quellen zufolge sind allein im Sudetenland etwa 2.400 ländliche Siedlungen untergegangen. In geringerem Umfang sind auch in den heute polnischen Teilen Pommerns, Brandenburgs, Schlesiens und Ostpreußens ehemals deutsche Dörfer verschwunden.
Wirtschaftliche und soziale Verwerfungen sowie ein komplexer, bis heute andauernder Wandel der Kulturlandschaft sind die bisher wenig erforschten Folgen dieses Geschehens. Diese Veröffentlichung möchte am Beispiel des Sudetenlandes und Masurens einen Beitrag zur Schließung dieser Lücke leisten und zu weiteren Forschungen anregen, denn die Geschichte und die Kultur dieser verschwundenen Siedlungen gehören zum historischen Erbe Europas.
Vorwort
In diesem Buch werden die Beiträge der Tagung „Egerer Gespräche“, die vom 11. bis 13. November 2016 im Hans-Bauer-Kulturzentrum in Weiden in der Oberpfalz stattfand, publiziert. Veranstalter war der „Bund der Egerländer Gemeinden“ in Deutschland in Verbindung mit dem „Heimatkreisverein Tachau e. V.“ und dem „Heimatkundlichen Arbeitskreis des Oberpfälzer Wald-Vereins Weiden in der Oberpfalz“. Die Tagung wurde gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration. Die wissenschaftliche Leitung oblag Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Wilfried Heller (Prof. em. Universität Potsdam, Lehrstuhl Sozial- und Kulturgeographie, Migrationsforschung), der auch das Programm der Tagung gestaltete.
Die vorliegende Publikation enthält sechs Referate, die während der Tagung gehalten wurden, und zwar von Prof. Dr. Wilfried Heller (Kulturpreisträger der Sudetendeutschen Landsmannschaft im Gebiet Wissenschaft 2013), Dr. David Kovařik (Historiker der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, Zweigstelle Brünn [Brno]), Dr. Sandra Kreisslová (Anthropologin an der Landwirtschaftsuniversität Prag; Förderpreisträgerin der Sudetendeutschen Landsmannschaft im Gebiet Wissenschaft 2015), Dr. Wolf-Dieter Hamperl (Bundeskulturreferent der Sudetendeutschen Landsmannschaft), Dr. Franz Worschech (Historiker und Berufsfachschullehrer Nürnberg) und Prof. Dr. Ulrich Mai (Prof. em. Universität Bielefeld, Sozialwissenschaften).
Zwei weitere Referate, die während der Tagung gehalten wurden, wurden von den Referenten leider nicht für die Publikation zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um die Vorträge von Prof. Dr. Krystian Heffner (Lehrstuhl für Regionalentwicklung und -planung, Ökonomische Universität Kattowitz) zum Thema „Desolated settlements in the Polish-Czech-Moravian borderland“ und von Prof. Dr. Jacek Potocki (Lehrstuhl Regionale Geographie, Ökonomische Universität Breslau) zum Thema „Depopulation of some parts of the Western Sudetes (Riesengebirge, Isergebirge) and of neighbouring areas“.
Am 13. November 2016 nahmen die Teilnehmer des Symposiums an einer Exkursion in das Gebiet der verschwundenen Dörfer im ehemaligen Bezirk Tachau mit Besuch der Orte Reichenthal (Hraničky; nicht mehr existent), Neuhäusl (Nové Domky), Pfraumberg (Přimda) und Ströbl (Střeble; nicht mehr existent) teil.
Ich danke Herrn Prof. Heller für die herausgeberische Bearbeitung der Texte und dem Verleger Konrad Badenheuer, der vor der Drucklegung der Texte auch mehrere inhaltliche Verbesserungen vorgeschlagen hat, die berücksichtigt werden konnten.
Ein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Ronald Berndt in Ansbach für die großzügige Unterstützung dieser Veröffentlichung.
München /Altenmarkt im Mai 2017
Dr. Wolf-Dieter Hamperl,
Kulturwart des Bundes der Egerländer Gemeinden Deutschlands
und Bundeskulturreferent der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Vorwort zur zweiten, erweiterten Ausgabe
Das unerwartet große Interesse an der Publikation über verschwundene Orte infolge der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Ostmitteleuropa hat erfreulicherweise eine zweite Auflage ermöglicht. Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Wilfried Heller ist es gelungen, dafür zwei weitere, hochinteressante Beiträge über untergegangene Orte im nördlichen Ostpreußen und in Schlesien zu gewinnen. Einen dritten Beitrag ebenfalls über Schlesien hat der Verleger Konrad Badenheuer eingeworben.
Mit diesen neuen Beiträgen deckt das Buch nun auch die größte und wirtschaftlich bedeutendste Region ab, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre angestammte deutsche Bevölkerung verloren hat – Schlesien – sowie diejenige Region, in der neben Westböhmen am meisten Siedlungen infolge der Vertreibung untergangen sind – das nördliche Ostpreußen, auch bekannt als Königsberger Gebiet oder Oblast‘ Kaliningrad.
Im Einzelnen handelt es sich um die folgenden Arbeiten: 1. von Prof. Dr. Krystian Heffner (Raum- und Umweltwirtschaft der Ökonomischen Universität Kattowitz) und Dr. habil. Agnieszka Latocha (Geographie und Regionalentwicklung der Universität Breslau) zum Thema „Verschwundene Dörfer im polnisch-tschechischen Grenzland auf polnischer Seite“. Dieser Beitrag ist die schriftliche Fassung eines der Referate der Tagung vom November 2017, die für die erste Auflage leider noch nicht vorgelegen haben. 2. von David Smolorz, Germanist und Journalist in Gleiwitz / Oberschlesien ein Beitrag über „Untergegangene Orte in Schlesien“ und schließlich 3. von Prof. Dr. Yuri Kostyashov (Lehrgebiet Geschichte der Baltischen Föderalen Immanuel-Kant-Universität in Königsberg) zum Thema „Die Austreibung des preußischen Geistes“.
Die Einführung von Wilfried Heller zur erweiterten Auflage wurde entsprechend diesen drei zusätzlichen Beiträgen ergänzt.
Herrn Professor Heller sei für die fachkundige Übersetzung der neuen Beiträge von Krystian Heffner / Agnieszka Latocha und Yuri Kostyashov aus dem Englischen und die herausgeberische Bearbeitung dieser Abhandlungen herzlich gedankt. Konrad Badenheuer danke ich für die redaktionelle Bearbeitung des neuen Beitrags von Dawid Smolorz, vor allem aber für sein unternehmerisches Engagement, mit dem der Erfolg der ersten Auflage und nun die erweiterte Neuauflage möglich geworden sind.
Schließlich sei wiederum Herrn Dr. Berndt in Ansbach herzlich gedankt, der auch die Neuauflage mit einer sehr großzügigen Spende gefördert hat.
München / Altenmarkt im Mai 2018
Dr. Wolf-Dieter Hamperl
Inhaltsverzeichnis
Wilfried Heller:
Entvölkerung, Entsiedlung, Wüstfallen ländlicher Siedlungen. Eine Einführung.
David Kovařík:
Der Untergang von Siedlungen im Grenzgebiet der Böhmischen Länder zwischen 1945 und 1960
Sandra Kreisslová:
Die verschwundenen und wiederentdeckten Dörfer im böhmischen Erzgebirge
Wolf-Dieter Hamperl:
Verschwundene Dörfer im ehemaligen Bezirk Tachau im südlichen Egerland
Franz Worschech:
Die tschechische Besiedlung des Grenzgebiets nach 1945 am Beispiel des Ortes Zummern im ehemaligen Bezirk Tachau
Krystian Heffner / Agnieszka Latocha:
Verschwindende Dörfer im polnisch-tschechischen Grenzland auf polnischer Seite
Dawid Smolorz:
Untergegangene Orte in Schlesien
Ulrich Mai:
Zur ethnischen Symbolik in der masurischen Landschaft
Yuri Kostyashov:
Die Austreibung des preußischen Geistes
Ortsnamenregister
Landkarte