Euler, Indogermanische Studien

Wolfram Euler, Indogermanische Studien

Wolfram Euler
Indogermanische Studien (NEU: 29. Januar 2024)
Überlegungen zu Grammatik und Wortschatz – Mit einem Beitrag von Konrad Badenheuer: Sieben sprachliche Urheimaten im Licht von Linguistik, Archäologie und Humangenetik
Neuerscheinung Januar 2024
Taschenbuch im Format A 5 (21 x 14,7 cm), 248 Seiten
ISBN 978-3-945127-47-6
79,00 €

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Seit über 200 Jahren wird die Entwicklung der indogermanischen Sprachen systematisch erforscht. Und doch sind immer noch viele Fragen ungeklärt. In diesem Sammelband werden sechs davon eingehend analysiert.


Eine sehr konkrete Frage ist, wann und wo die rekonstruierte indogermanische Sprache einst gesprochen wurde. Heute geht man davon aus, dass dies im 4. Jahrtausend vor Christus in einem Gebiet nördlich oder nordöstlich des Schwarzen Meeres der Fall war.

Die selbe Frage nach dem primären Verbreitungsgebiet oder der „Urheimat“, wie die Linguisten oft sagen, stellt sich auch bei den erschließbaren Nachfolgesprachen des Indogermanischen, die ebenfalls nicht direkt überliefert sind. Also beim ältesten Keltischen, Germanischen, Italischen, Baltischen, Slawischen und so weiter. Der sprunghafte Fortschritt der Humangenetik erlaubt es, vorgeschichtliche Wanderungen immer genauer nachzuvollziehen. Zusammen mit dem Erkenntnisfortschritt von Archäologie und Linguistik kann damit die Frage nach diesen „Urheimaten“ immer genauer beantwortet werden. Konrad Badenheuer dokumentiert den aktuellen Forschungsstand für insgesamt sieben indogermanische Protosprachen, darunter Keltisch und Germanisch, und stellt eigene Überlegungen zur Diskussion.

Ein weiterer Schwerpunkt seines Beitrags ist die archäologisch immer klarer fassbare Auseinandersetzung zwischen Kelten und Germanen im 5. bis 1. Jahrhundert vor Christus, also in der Latènezeit. Auch Julius Caesar erwähnt diesen großen Konflikt, bei dem am Ende die Germanen die Oberhand behalten haben. Badenheuer führt auch hier den neuesten Forschungsstand von Linguistik, Archäologie und Humangenetik zusammen und zeigt auf, dass sich immer wieder Untersuchungen der drei Disziplinen gegenseitig bestätigen, manchmal ohne, dass die beteiligten Forscher sich dessen bewusst sind. Vorsichtige eigene Schlüsse unter anderem zur Datierung der ersten Lautverschiebung und zur Geschichte und ethnischen Identität der ostgermanischen Przeworsk-Kultur runden den Beitrag ab.

Dieser Schlussteil des Buches richtet sich an Linguisten, Archäologen und Historiker und auch an Nichtwissenschaftler mit Interesse an der Frühgeschichte Europas. Die übrigen Buchbeiträge aus der Feder von Dr. Wolfram Euler sind dagegen weitgehend linguistisch angelegt.

Zunächst untersucht Euler die Entwicklung der so genannten Konsonantstämme, von denen später viele zur Vermeidung von Konsonantenhäufungen in vokalische Stammklassen übernommen wurden. Bei der genauen Analyse dieses Vorgangs gelingt Euler der Nachweis, dass dieser Wechsel regelmäßig davon abhängt, welche Färbung die Akkusativendung mit ursprünglich vokalischem Nasal jeweils hatte.

Im zweiten Aufsatz wird die Entstehung des femininen Genus im Indogermanischen untersucht. Euler zeigt Parallelen bei der sekundären Entstehung der Femininkategorie in den Einzelsprachen auf, insbesondere gemeinsam ererbte Motionssuffixe. Diese wurden ursprünglich nicht nur zur Bildung von Feminina verwendet, wie dies vor allem der Vergleich mit dem Hethitisch-Anatolischen zeigt, in dem das Genus femininum wohl noch gar nicht existiert hat.

Der Wortschatz der indogermanischen Einzelsprachen unterscheidet sich deutlich vom rekonstruierbaren Lexikon des Proto-Indogermanischen und auch voneinander. Euler analysiert diese Veränderungen in einem dritten Beitrag für mehrere Begriffe aus verschiedenen Lebensbereichen. Oft lassen sich die Gründe für Bedeutungsveränderungen und den Verlust alter Wörter benennen.

Des Weiteren untersucht Euler vergleichend Grammatik und Wortschatz der italischen Sprachen. Dabei beleuchtet er auch die Frage nach der Ausgliederung der frühen Italiker aus dem westlichen Indogermanisch und die ungeklärte Problematik der italischen Urheimat – dieser Aufsatz bildet das Verbindungsstück zum o.g. Beitrag von Konrad Badenheuer. Ein fünfter Beitrag von Euler untersucht die Stellung des Griechischen in der Familie der indogermanischen Sprachen. Trotz der großen Bedeutung des Griechischen für die Rekonstruktion des Indogermanischen ist es keine „Schlüsselsprache“ wie das Hethitische, dessen Entdeckung und Erforschung   das Verständnis der frühesten Indogermanischen in gewisser Weise revolutioniert hat.